Hausbau in Uruguay - ein Alptraum

Zumindest was wir erleben mussten!

 

Als wir im Oktober 2013 in Uruguay waren, um uns Vorort alles anzuschauen und zu fixieren, war alles noch in rosaroten Wolken verpackt!

Wir hatten uns ein tolles Stück Land ausgesucht und waren begeistert. Ein Haus darauf zu bauen war auch kein Drama, hatten wir ja einen Fertighaus-Anbieter gefunden, welcher eine Fertigstellung des Hauses in 72 Tagen garantierte. Das passte für uns perfekt. Auch die Eindrücke, welche wir bei den verschiedenen Objekten die gerade in Bau waren, gewannen waren durchaus positiv.

Sieht doch nicht so schlecht aus auf der Homepage der Firma!

 

Auch alle besichtigten Objekte, wir bekamen drei zur Ansicht:

1.)         Zustand fast fertig

2.)        Anfang mit Betondecke und Stahlträger

3.)         Ein 8 Jahre altes fertiges Haus

machten einen guten Eindruck auf uns. Auch seine Erklärungen bezüglich Verarbeitung und Isolation waren sehr befriedigend, so dass wir ohne zu zögern einen Vertrag mit ihm unterschrieben.

Wir fuhren dann auch prompt zum Aussuchen des Interieurs, wie Böden, Fliesen für Bad und Wohnzimmer, Küche, Arbeitsplatte, WC, Waschbecken, Toilette und die Veranda.

Wir leisteten auch dementsprechend eine Anzahlung damit unser Haus, wenn wir kommen, fertig ist! Oder zumindest bald!

Alles Bestens!

 

Aber es kommt immer anders als man denkt!

(Oder ist das nur bei uns so?)

 

Wir kamen am 20 November 2013 in Uruguay an! Wir konnten bei einer deutschen Bekannten wohnen, welche wir durch unsere Recherchen im Internet kennen gelernt hatten.

 

Wir waren natürlich am Ball, was das Haus betraf. Unser Einwanderungshelfer hatte uns mehrmals versichert, nach Rücksprache mit dem Baumeister, dass das mit dem Hausbau in Ordnung geht. Aber angefangen hatte er noch nicht, weil angeblich noch irgendwelche Genehmigungen fehlten. Auch hier gibt es ein Bauamt und man muss den Hausbau einreichen. Wir holten das nach! Es war ja Sommer und daher hatten wir es nicht eilig. Bis zum März 2014 würde es schon fertig sein und das war ja noch legitim!

 

 

Ende Dezember fingen sie endlich an mit den ersten Arbeiten und wir waren wirklich happy!

Eine Senkgrube brauchten wir auch und hatten auch extra dafür bezahlt!

Jetzt hatten wir Ende Jänner 2014!

 

Ich muss sagen, wir haben schon sehr viel Pech auch in unserem Leben. Manchmal verfolgt es uns richtig und auch so hier! Es kam eine Regenperiode, welche A) untypisch ist für diese Jahreszeit und B) drei Wochen anhielt, was unglaublich lang war und für einen Sommer in Uruguay, absolut nicht normal (haben mir viele Einheimische bestätigt).

Dazwischen kam auch noch, dass uns unser Baumeister schnell eine Hütte zum  Übernachten hinstellen musste, da unser Zelt den Geist aufgegeben hat.

Es ist nicht für Stürme gebaut!

Drei Tage hätte er dazu brauchen sollen, geworden sind es zwei Wochen und da war sie nicht dicht.

Wenn man den Uruguayos beim arbeiten zusieht, kann man nur den Kopf schütteln. Sie arbeiten wirklich gegen das Gesetz, ungenau und haben keine Ahnung von der Materie.

Es gibt in Uruguay auch wenig qualifizierte Leute, da es keine Berufsschulen gibt wie in Europa. Wenn jemand Ahnung von der Materie hat, war er meistens für einige Zeit in Europa und hat dort sein Handwerk gelernt. Aber das sind natürlich sehr wenige.

 

Es gibt mit Sicherheit auch in Uruguay gute Baumeister, aber die muss man erst finden und bei unserem Glück, war das natürlich nicht drin!

 

Was noch dazwischen kam war, wir hatten ja einen Imbiss-Wagen gekauft und da gehörte nun eine Terrasse rundherum und eine Überdachung, damit der Aufenthalt beim Essen schön gemütlich wird. Er bot sich natürlich sofort wieder an, versprach in 6 Tagen fertig zu sein und wir ließen uns auf diesen Deal ein, denn wir wollten ja auch den Imbiss aufmachen und Geld verdienen. Die Saison war ja schon bald vorbei. Haben wir natürlich auch wieder extra bezahlen müssen. Er begann auch prompt und aus 6 Tagen wurden 4 Wochen! Der ganze März war vorbei!

 

Danach kam er vorbei um die Mehrwertsteuer zu kassieren für die geleisteten Anzahlungen. Er hatte von uns auch schon fast das ganze Geld für das Haus kassiert, aber noch nicht wirklich eine Leistung erbracht. Aber gutgläubig und auch fertig mit den Nerven, ohne nachzudenken, gab ich ihm das Geld. Das war ein großer Fehler, denn den ganzen April haben wir keinen Arbeiter mehr gesehen!

 

Oft ist man im Leben mit Situationen überfordert und handelt ohne nachzudenken. Wenn man dann wieder auf dem normalen Level läuft, wir einem einiges bewusst!

 

Ich rief ihn an, schrieb SMS, er versprach zu kommen, kam aber nicht. Bis uns der Kragen platzte und ich ihm mit dem Anwalt drohte, bzw. diesen auch diesbezüglich konsultierte. Aber die kennen ihre Pappenheimer und wissen, dass man da nicht viel machen kann. Aber es hat gewirkt – ER KAM – und arbeitete am Haus weiter!

 

 

Wir lebten nun seit 5 Monaten zwischen Container (da hatten wir uns eine kleine Kochnische eingerichtet, so auf 2x2m Platz geschaffen, unsere Sachen waren ja auch noch im Container) und in der windschiefen Hütte (3x4m), die er uns gebaut hatte, da schliefen wir auf einem tollen Luftbett, welches wir von Österreich mitgenommen hatten.

Mein Mann hatte uns auch eine Gartendusche angelegt, sogar mit Vorhang (Später kam dann eine Holztür statt dem Plastik – richtig Fortschrittlich). Im Sommer alles kein Problem mit der Hygiene soweit. Wir hatten auch ein Chemieklo auf unserer „Baustelle“, so wie sich das gehört!

 

Sie arbeiteten eine Zeitlang sehr fleißig und intensiv. Wir liehen ihnen Wasserwagen, lange Latten und alles was sie selber nicht hatten. Mein Mann war stets nebenbei und half ihnen wo er nur konnte.

Ich muss an dieser Stelle erwähnen, Gott sei Dank, kannten wir uns beim Bauen ein wenig aus, das kam denen zu Gute. Mein Mann würde alles schrauben, die kennen nur Nägel. Uruguay ist 20 Jahre hinten mit der Entwicklung!

 

Aber nichts desto trotz, die Arbeiten gingen voran!!! Juhu!!!

Zu früh gefreut. Es ist nicht alles eitler Sonnenschein!

Da sie schlampig bauten, kam überall das Wasser herein! Wir waren verzweifelt! Wir hatten ja innen Gipskartonwände und wenn die nass wurden, dann zerfallen die – der absolute Wahnsinn! Schlampig und inkompetent der Arbeit die Uruguayos. Wir waren am Verzweifeln!

Wieder ein Hilferuf an den Anwalt und an den Baumeister, dass das so nicht hinhaut!

Er versprach das alles zu richten! Aber im Nachhinein kann man solche Sachen nicht wirklich richten. Das Dach war im Rohzustand (mit Pressspanplatten) wochenlang dem Regen und Sonne ausgesetzt und ist jetzt ein „Wellendach“ bevor er das „Tejo Americano“ auf das sie so viel Wert legen (was nichts anderes ist als ein Bitumendach), anbrachte. Wurde bei uns in Europa glaube ich in den 50er verwendet. Auch die Außenwände waren aus Pressspan und ebenso wochenlang den Witterungseinflüssen ausgesetzt, bis er diese mit Feder-Nut Brettern (im Rohzustand – nicht geschliffen) verkleidete. Die Fenster sind schief eingebaut und sorgen dadurch für Frischluftzufuhr. Die Fensterscheiben sind so dünn, dass wenn Du sie putzt, Angst haben musst sie zu zerdrücken. Alles billiges Material und unsachgemäße Verarbeitung und schlampig!!!

 

ES IST EIN ALPTRAUM!

 

Für uns als Europäer ist es als wären wir in die 50er Jahre zurückgekehrt, wo man nichts hatte und alles mit einfachen Mittel bewerkstelligte. Wir haben nichts gegen die 50er Jahre, waren mit Sicherheit besser als das Heute.

 

Mittlerweile leben wir ja schon seit acht Monaten in wirklich sehr bescheidenen Verhältnissen (Conatiner und Galpon) und sind nicht anspruchsvoll. Aber irgendwann in dieser Zeit, sollte zumindest das Haus zum bewohnen sein. Aus 72 Tagen, wie versprochen, sind mittlerweile 8 Monate geworden!

 

Irgendwann haben wir auch Glück!

 

Er schaffte es, uns zum Geburtstag (14.7. und 18.7) einen Raum bewohnbar zu machen. Am 12.7.2014 bezog ich diesen Raum (mein Mann befand sich gerade in Österreich) und war überglücklich, ein „solides Dach“ über den Kopf zu haben und endlich bei einem Fenster raus schauen zu können! Ja, man wird bescheiden! 

Ich konnte auch unser Hochzeitsbild aufstellen (wir haben am 16.7.2013 geheiratet), welches 8 Monate im Kuvert verbringen musste. Es war einfach toll, diese Gefühl von einem HEIM!!!

 

Dieser Baumeister hat nicht nur unsere Nerven strapaziert, uns um unser Geld gebracht und bis heute noch nicht das Haus fertiggestellt. Wir haben noch immer keinen Wasseranschluss oder ein benutzbares WC (wir können uns das nur als Objekt anschauen, aber nicht benutzen) genauso wenig wie die Dusche, welche zwar mittlerweile schon angerichtet ist, aber wir haben ja noch keinen Anschluss an das Wasser. Die Senkgrube ist auch nicht benutzbar, da sie durch den Regen im Februar aus dem Gleichgewicht kam und die Ringe nun verschoben sind. Der Anschluss mit den Rohren ist auch nicht fertiggestellt.

 

Ich muss meinen  Baumeister jetzt auch mal verteidigen! Er hatte, nachdem wir im Oktober den Vertrag unterschrieben hatten, eine Krankheit im Gehirn, wo er zeitweilig halbseitig gelähmt ist. Manchmal geht es ihm besser, dann wieder muss er in Krankenhaus.  Er kommt mit Krücken, kann kaum gehen und beim Sprechen merkt man seine Lähmung. Ich habe auch Mitleid mit ihm, ich bin überzeugt, dass er sich auch in einer üblen Situation befindet, nicht nur finanziell sondern auch gesundheitlich.

Wenn wir uns begegnen, hilft er uns schon auch, wenn er kann. So hat er uns einen Boiler und eine Wasserpumpe gekauft. Er ist schon bestrebt seine Fehler wieder gut zu machen. Wir müssen auch nichts mehr bezahlen, obwohl wir schon noch eine kleine Summe schuldig wären. Aber darauf verzichtet er, weil er weiß, welchen Sch… er da gemacht hat. Das muss ich auch lobenswert erwähnen!

Trotzallem hilft uns das nicht weiter, denn das Haus ist nicht fertig, das Haus ist eine Ruine, Wasser kommt überall rein und macht uns das Innenleben kaputt (Schimmel setzt sich an), unser Hab und Gut im Container geht mit der Feuchtigkeit kaputt und wir können uns noch immer nicht duschen oder auf das WC gehen und das nach 8 Monaten, wo es in 72 Tagen hätte fertig sein sollen!

DAS IST URUGUAY!

 

Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende!

 

San Luis, 10.08.14

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